04.01.2020 Chilly Gonzales!
Über diese musikalische Urgewalt hat Philipp Jedicke eine auf der Berlinale und bei Filmliebhabern vielbeachtete Doku produziert, die einzigartig sein dürfte. Ein Filmabend mit dem anwesenden Regisseur Philipp Jedicke! Noch nie wurde der exzentrische Musiker und Komponist Chilly Gonzales so hautnah und musikalisch komprimiert gezeigt. Er gilt als Vorbild für Könner wie Feist, Jarvis Cocker, Peaches, Daft Punk und Drake. Chilly Gonzales wisch die Grenzen gegensätzlicher Musikgattungen mit Leichtigkeit weg, lustvoll kommt aus Kammermusik, Rap und elektronische Musik etwas zutiefst Gänsehaut erzeugendes Neues bei ihm heraus. Seine Biografie ist filmreif - aus der kanadischen Heimat stammend, bis hin zur Berliner Undergroundszene der 90er Jahre oder den Pariser Konzerthäuser der Gegenwart - diese musikbeladene Doku bringt es auf den Punkt. Unbedingt Plätze vorab reservieren - und Appetit holen:
Der kanadische Musiker Chilly Gonzales ist preisgekrönter Komponist, Klaviervirtuose und Entertainer. Er stellt Rap und Elektronik ganz selbstverständlich neben Kammermusik und ist der unverschämte Pop-Performer, der ungebeten in Bademantel und Pantoffel im Elfenbeinturm der Klassik abhängt. Als exzentrischer Musiker ist er Inspirationsquelle für so unterschiedliche Künstler wie Feist, Jarvis Cocker, Peaches, Daft Punk und Drake. Veränderung ist die einzige Konstante in Gonzales‘ künstlerischem Output. Jedes Mal, wenn sein Publikum glaubt, ihn durchschaut zu haben, vollzieht er einen radikalen Stilwechsel und bricht mit Erwartungen. Während viele Musiker möglichst authentisch erscheinen wollen, macht Gonzo das Gegenteil und sucht nach der Wahrheit im Kunstgriff.
Das Kino-Debüt von Philipp Jedicke folgt Gonzales von seiner Heimat Kanada in den Berliner Underground der späten 1990er Jahre und über Paris in die Konzerthäuser der Gegenwart. Er taucht tief ein in Gonzales‘ Bühnenpersona, in der Selbstzweifel und Größenwahn zwei Seiten ein- und derselben Medaille sind, denn an einem Porträt des Privatmenschen war Gonzales nicht interessiert. Seine Verspieltheit als Künstler und seiner breiten Palette an Auftritten spiegelt sich in der Machart des Films. „Shut Up and Play the Piano“ verbindet bislang unveröffentlichtes Material aus Gonzales‘ umfangreichem Video-Archiv mit neu gedrehten Interviews, Live-Konzerten und fiktionalen Szenen. Ein originelles Interview führte Sibylle Berg mit dem Künstler. Realität und Fiktion werden eins auf einem Trip durch Gonzales‘ Welt. Ergebnis ist ein kurioser, unterhaltsamer Dokumentarfilm über das Multitalent Chilly Gonzales: Musiker, Komiker und Entertainer mit mitreißender Bühnenpräsenz.