Wieder entdeckt
2012
Habt ihr schon mal was von Dienstleistungskunst gehört? Das ist eine sehr lebensnahe, sicher erstmal irritierende Art sich mit den alltäglichen und doch nicht so ganz selbstverständlichen Dingen auseinander zu setzen. Das Publikum im klassischen Sinne gibt es nicht, alle sind Teil des Kunstwerks- manchmal vielleicht, ohne es zu merken.
Ich weiß nicht wie oft ich in den letzten Wochen die Sachen in meinem Atelier um und um geschichtet habe. Einige für mich sehr wertvolle Dinge hielt ich wieder in den Händen- Glasscherben, Steine, die zerbröseln, alte Zettel mit Notitzen und dann war sie da- die Postkarte von der Volksboutique.
Und dann kamen wieder die Erinnerungen an die Reinigungsgesellschaft, an die Ausstellung von Nichts im Hotel Subbotnik in Gera ud natürlich an- wie hieß sie doch gleich, die in Amerika gebürtige und ausgebildete Künstlerin, die in Berlin so unbeschreiblich nett verrückte Sachen macht- na klar -Postkarte drehen: Christine Hill.
Genau das abgebildete Motiv habe ich auf meiner Postkarte und es verführt mich zum Träumen. Ich bin wieder ein Kínd, spiele in meinem Kaufmannsladen. Ich stelle Sachen her, bzw. sortiere Gummibärchen und kleine selbst gebackene Kekse in Waschmittelverpackungen, lege süßes Zuckerzeug in kleine Schälchen, zähle mein Wechselgeld, klebe Tüten, um die an die lieben Großeltern, Tanten und Verwandten recht teuer verkauften Dinge verpacken zu können und schreibe eine Angebotstafel...
Christine Hills Projekt ist im Netz zu finden unter Volksboutique. Das ist meine Empfehlung für heute und immer mal wieder. Live habe ich sie übrigens leider auch noch nicht erlebt, aber wenn schon so eine Postkarte zum Verweilen einlädt und die Gedanken fesselt, wie eindrucksvoll muss sie dann erst tatsächlich sein- die Dienstleistungskunst.
Dabei fällt mir ein, dass demnächst- in Berlin und Leipzig wieder einige Aktionen laufen- z.B. mit der Reinigungsgesellschaft. In Leipzig finden am 9. und10. Februar wunderbare Veranstaltungen in der Hochschule für Grafik und Buchkunst unter dem Namen Bedingungslose Akademie statt -eben mit der Reinigungsgesellschaft sowie dem von mir überaus geschätzten, sehr unterhaltsamen und im besten Sinne Intellektuellen Bazon Brock . In Berlin gibt es die Citizen Art Days um den 20. Februar herum. Ich werde es nicht schaffen vor Ort zu sein, aber vielleicht ja Ihr- nutzt die Chance und schreibt mir mal wie es war.
Viele erhellende Momente wünscht euch inesj.plauen.
von Ines Falcke 10.02.2012, 22:20 h