ANKUNFT IN DER FREMDE
Vernissage: 14.12.2019 - 01.03.2020
Ute Reinhöfer focussiert in ihrer Ausstellung: Verschiebungen – Überlagerungen – Zeitschichtungen, Verflüssigtes und Unschärfen, Schleifspuren des Gegenständlichen. Die in Gera und Leipzig Schaffende erzählt von den Möglichkeiten, Menschenbilder zu interpretieren. Das zum Leben erweckte Objekt, die atmende Statue, farbig, verwischt auf- und abtauchend durch Schichten von Zeit. Der Tod ist dabei, auch Bewegung und Organisiertheit als Bedingung des Seins.
Der Künstlerin geht es nicht um die Überhöhung ohnehin geweihter Heiligenstatuen. Sie intendiert einen Ausdruck von Lebendigkeit. Die Mystische Anmutung verweigert der Unabänderlichkeit von Begrenzheit die bestätigende kristalline Festigkeit. Gewissheiten geraten ins Wanken, rationale Weltsicht schlittert in die Konfrontation mit dem Unerklärlichen. Maria – Sinnbild für Anmut und Mutterschaft –, die Darstellung der Heiligen, verweist auf eine unauflösliche Distanz und Verwandtschaft; vertraut und verwirrend, unerreichbar zugleich. Zu fremd ist die Vorstellung einer unbefleckten Empfängnis und Mutterschaft und doch gehört sie für die Künstlerin Ute Reinhöfer zum Menschsein selbst.Dies ebenso wie die Verunsicherung, welche das Fremde auslöst, weil es sich nur schwer einschätzen lässt.
Ute Reinhöfer ist überzeugt, dass die Begegnung mit der Fremde in einer globalisierten Welt vielfältige neuen Möglichkeiten eröffnet, Dinge freier zu sehen, den eigenen Horizont zu weiten und neue Perspektiven zu entwickeln. Vorzugsweise entstehen deshalb viele ihrer Arbeiten unterwegs in Spanien, Italien, Portugal und anderswo. Ute Reinhöfer erlebt die Fremde in Annäherungen an unbekannte oder mindestens ungewohnte Lebensweisen, in denen sie sich prüft und dabei vermeintlich Fremdes als Eigenes (wieder)entdeckt und diesen in Fotografien, Videokunst, Texten und Skizzen einen Ausdruck gibt.
Die Fotografien der Ausstellung „Ankunft in der Fremde“ sind im Zeitraum von 2010 bis 2019 entstanden. Aktuell arbeitet Ute Reinhöfer an Arbeiten, die sich mit dem Gleichnis des Lebens als dem Unvollendeten in alle Ewigkeit im Sinnbild der Baustelle im Kirchenraum beschäftigen.
Der antike römische Dichter Ovid erzählt in seinen Metamorphosen den Mythos von Pygmalion, der, aufgrund enttäuschter Erwartungen an die Frauen, sich allein der künstlerischen Arbeit zuwandte. Dabei gestaltete er eine weibliche Statue von solcher Schönheit, dass er sich in seine eigene Skulptur verliebte. Auf sein Flehen hin, Venus möge sein Werk zum Leben erwecken, gewährte sie ihm diesen Wunsch und die Statue erwachte in seinen Armen zum Leben.